Besuche das Haus Steinstraße auf:

Laudationen

zu den Preisträgerwerken der 27. KiJuKu

Illusion

Yulia Prydhodka, 21

Alles verlassen. Corona lässt auch in diesem Jahr die Kleinmessen und Rummel alt aussehen. Die Banane schlendert durch die verlassenen Straßen, traurig darüber, dass niemand da ist, um mit ihr das Leben zu genießen. Sie hat sich extra in Schale für alle geworfen, jetzt konnte sie das Ganze auch sein lassen. Noch am Morgen ist sie eine kleine Runde mit dem Riesenrad gefahren, hat sich den Sonnenaufgang angeguckt. So ganz alleine macht das einfach keinen Spaß. Traurig geht sie in ihren Wohnwagen.

Der Wasserkocher pfiff schrill. Sie hatte vergessen ihn vom Herd zu stellen. Hastig eilte sie dorthin und schob den Wasserkocher weg. Beim Anblick ihres Wohnwagens musste sie ein bisschen schmunzeln, doch direkt darauf folgte ein kleines Schnaufen. Sie hatte am Tag zuvor alles schön geschmückt, um die große Eröffnung des Jahrmarktes zu feiern. Ja, sie hatte sogar eine kleine Konstellation entwickelt, welche sobald sie die Tür öffnete, einen Song spielte und eine kleine Konfettikanone regnen ließ. Jetzt stand sie also dort, halb lachend, halb weinend. Konfetti rieselte leise auf sie und währenddessen lief aus einer riesigen Musikbox so laut es auch nur ging „Lucky“ von Pharrell Williams. Langsam hob sich der rechte Fuß der Banane, dann senkte er sich wieder – es hörte nicht auf! Nach und nach wackelte ihre Hüfte immer mehr, bis dann schließlich auch die Hände einsetzten und die Banane schließlich tanzend und lachend durch ihr Zimmer hüpfte. Diese drei Minuten und 45 Sekunden fühlten sich für die Banane wie eine nie endende Zeit an. Doch als auch der letzte Akkord vom Lied nicht mehr nach hallte, da begriff die Banane etwas. Sie sprintete zu ihrem Laptop, tippte etwas auf ihm herum, betätigte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck die Enter-Taste und raste anschließend aus ihrem Wohnwagen. Von dort aus ging es Schnurstracks weiter zum Lager, welches auf der anderen Seite des Platzes war. Sie prustete und hustete doch schließlich hatte sie es tatsächlich geschafft. Völlig außer Atem gab sie die Kombination des Zahlenschlosses ein. Puh! Zum Glück – die Tür sprang mit einem lauten Quiechen auf. Die Banane blickte hastig um sich, da hatte sie auch schon gefunden, was sie gesucht hatte. Hastig kramte die Banane drei, nein sogar vier große Boxen voll mit…Kerzen aus dem Schuppen? Doch die Banane schien sehr zufrieden mit dem zu sein, was sie in ihrer Hand hielt. Sie trug die Kisten eine nach der anderen vor das Lager. Dort stapelte sie diese auf den Anhänger vor einem kleinen Kettcar. Noch einmal würde sie sicherlich nicht über dieses riesige Gelände rennen. Sie fuhr blitzschnell wieder. Wirklich, dass was ein neuer Rekord für sie. Da war sie dann also, an ihrem Ziel – dem Riesenrad. Ein schneller Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass sie noch genügend Zeit hatte. Aber für was? Sie schnappte sich eine Box mit Kerzen und kramte ein Feuerzeug aus ihrer Tasche hervor. Damit lief sie die Stufen zum Eingang des Riesenrads hoch. Sie tippte auf dem Schalthebel herum und das Licht der Waggons schaltete sich ein. Langsam setzte sich das Riesenrad in Gang. Die Banane stieg in einen der Waggons ein und zündete die Kerzen an. Diese stellte sie auf den Rand der Gondel. Sie fuhr dutzende Runden doch schließlich hatte sie alle Kerzen aus den Boxen verteilt. Es war Punkt 19 Uhr. Die Sonne war schon seit mehreren Stunden verschwunden. Da, am Horizont, erschienen andere Lichter. Sogar ein ganzes Lichtermeer! Die Banane hatte an ihre Freunde geschrieben. Alle zündeten ein Licht an. Somit waren sie so weit entfernt, doch im Herzen näher denn je.

Eine Person steht im Bananenkostüm inmitten eines verlassenen Jahrmarktes.
Ein Wikingerschiff fährt mit gespanntem Segel auf dem Meer entlang.

Die Wikinger auf hoher See

Tarik Weigel, 7

“Heejah Tarik“ würde Hägar der Schreckliche jetzt rufen! Auch wenn weder Hägar noch sonst ein Wikinger auf dem Bild zu sehen sind, spürt man die Anwesenheit der wilden Horde doch in jedem Pinselschwung. Das Meer braust, der Himmel tost – beide freundschaftlich ineinander verzahnt. Und mittendrin ein Schiff, ohne Besatzung aber voller Leben! Wie Hägars Bäuchlein wölbt sich das Segel. Lachend, voller Vorfreude und Abenteuerlust strebt es Richtung Zukunft. Ganz oben zeigt eine Fahne keck den Weg statt sich dem Wind zu beugen. Trägt uns Tariks Schiff nach Peru? Oder doch nach Österreich? Alles ist möglich, denn der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Schon gar keine geografischen. Das Bild hat die Jury auf Anhieb überzeugt. Doch bei jedem neuerlichen Anschauen gibt Tarik dem Betrachter ein wenig Leichtigkeit, Optimismus und Dynamik mit auf den Weg. Vielen Dank dafür!

Dinner

Franka Wackwitz, 16

Bisweilen stehen Leute vor Kunst und sagen:

Das kann ich auch!

Wie schade, dass sie es ganz anders meinen.

Was wär die Kunst nur ohne dich?

Es ist so schön, dass es dein Bild gibt!

Wie wären wir – ohne Kunst?!

Ein in viergeteiltes Bild zeigt in schwarz-weiß Szenen eines Esstischs, nach dem Essen.
Ein blauer Monster-Roboter steht bedrohlich mit erhobenen Armen auf einem grünen Untergrund.
Ein grauer Monster-Roboter mit acht Armen und roter Flamme auf dem Kopf vor weißem Hintergrund.

Der Monsterkoloss I und II

Matti Köhler, 7

Es sind Porträts der Monster. Sie sind einfach da und zeigen sich. Springen einem durch ihre Präsenz ins Gesicht. Zwei Monster jeweils blattfüllend, ein großes und ein kleines. Beide Monster sehen sehr technisch aus, vielleicht sind es auch Roboter.

Das größere Monster ist mit Farbe und Pinsel gemalt in starken Grundfarben, man sieht die Pinselspuren. Massiv steht es auf einem grünen Untergrund, einer Wiese. Aus gefährlich roten Augen schaut es uns direkt an. Bildlich kann man sich vorstellen, wie Blitze aus ihnen schießen. Verstärkt wird das auch noch durch den gelben Blitz, den es in der Hand hält.

Auf dem kleineren Blatt, einer Zeichnung, hat Matti mit Bunt- und Bleistift gearbeitet. Dieses Monster schwebt auf dem weißen Blatt. Das kleinere Monster hat einen grauen, vielleicht metallischen Körper, der gleichzeitig sein Gesicht ist, Mund und Nase sind auf dem Bauch. Wie guckt es? Ein bisschen traurig, oder irritiert vielleicht. Die Augen befinden sich an den Armen, es sind ziemlich viele. Oben ist auch Feuer, es könnten auch brennende Haare sein und die Füße haben Zacken, Sägen vielleicht? Es ist mit viel Kraft gezeichnet, wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Stift in der Oberfläche des Papiers Spuren hinterlassen hat. Es ist zwar um einiges kleiner als das andere Monster, doch tritt es einem genauso selbstbewusst entgegen. Die beiden Monster bilden gemeinsam betrachtet eine Reihe, vielleicht sogar ein Team oder kämpfen sie gegeneinander? Das ist der Fantasie der Betrachtenden überlassen. Die Eindringlichkeit und Präsenz der Darstellung lädt dazu ein den eigenen Geschichten freien Lauf zu lassen.

Wichtig ist die Unterschrift. Auf beide Blätter hat Matti selbstbewusst seinen Namen geschrieben. Außerdem auf dem Beschriftungsbogen extra darauf hingewiesen, dass mit seinen Bildern vorsichtig umgegangen werden soll. Gut, machen wir Matti!

Frohe Zukunft

Julia Goewe, 19

Beeindruckend durch die Größe, das leuchtende Gold und die detaillierte Gestaltung bewundere ich das Bild, bei dem ich mich nicht so recht entscheiden kann, was mir am besten gefällt.

Die präzise und sichere Linienführung? Die Kreativität, die ich in der Bildidee sehe?

Die kleinen aufwendig gezeichneten Details?

Die gut durchdachte Komposition, eingerahmt durch das glänzende Gold?

Was könnte das Bild zeigen?

Es erinnert durch seine runde Form an den Ecken und die Gestaltung an eine Tarot Karte oder eine Spielkarte. Der runde weiße Kreis mit der römischen Ziffer 6 „VI“ erinnert an eine Kugel zum Wahrsagen. Sowohl Tarot Karten und auch Wahrsagekugeln haben etwas Mystisches an sich, sie weisen auf zukünftiges hin und sie lassen Hoffnung zu. Wie der Titel „Frohe Zukunft“ schon sagt, könnte die Karte auf eine positive Zukunft hinweisen. Hoffnungsvoll und eng miteinander verbunden sehen auch die beiden sehr realistisch gezeichnet Meschen im Zentrum des Bildes aus. Sie strahlen Zärtlichkeit, Verbundenheit und durch ihre Zweisamkeit eine Kraft aus, die für „Gemeinsam schaffen wir alles“ stehen könnte. Vielleicht eine mögliche Deutung im Sinne einer Tarot Karte? Das Bild beeindruckt auch durch seine klare Botschaft, dass körperliche Nähe und Zärtlichkeit nicht nur zwischen Mann und Frau stattfinden kann. So sind zwei weiblich aussehende Personen gezeichnet wurden. Es bleibt der betrachteten Person überlassen, zu interpretieren in welchem Verhältnis sie zueinanderstehen.

Sind sie verliebt?

Fühlen sie sich körperlich zueinander hingezogen?

Sind sie Freund*innen?

Auf jeden Fall ist klar, dass die beiden sich nahestehen und achtsam und liebevoll miteinander umgehen und positive Energie ausstrahlen. Und ist das nicht eine tolle Botschaft für uns alle für die Zukunft? Nicht nur auf eine „Frohe Zukunft“ zu hoffen. Sondern sie aktiv selbst zu gestalten, in dem wir zärtlich, liebevoll und rücksichtsvoll miteinander umgehen? Dann können wir sicher Alle zusammen alles schaffen, was wir wollen!

Zwei weiblich aussehende Menschen stehen arm in arm vor einer goldenen römischen Sechs, umrahmt von stierenden Augen und einem goldenen Rand.
Eine zur Hälfte offene Bananenschale, aus der ein Penis hervorgeht.

Banana Hub

Anne Müller, 17

Voll überraschend ist es nicht:

Aus der Schale kommt ein Penis ans Licht.

Und das Kondom lässt erahnen:

Hier geht alles geregelte Bahnen.

 

In der Schule wird gelernt:

Kondom rüber, runter und korrekt entfernt.

Bitte vorher nicht einreißen

Oder in die steife Banane beißen.

 

Das ist wichtig,

ist ja richtig.

Nur: Was soll der ganze Mist,

wenn keiner weiß, was die Klitoris ist?

 

Nicht nur über Bananen reden,

was über Vulvas lernen – auf jeden!

Es gibt ja schließlich viele Früchte

und Wissen ist immer besser als Gerüchte!

Fiat Lux

Alice Nigri, 16

Das Bild wurde von Alice Nigri gestaltet. Sie ist 16 Jahre alt und Schülerin der Leipzig International School.

Es trägt den Titel: Fiat Lux.

Der Hintergrund des Bildes ist pechschwarz. Im Vordergrund ist auf der rechten Seite eine Hand zu sehen.

Mit Daumen und Zeigefinger hält sie ein Streichholz. Das Streichholz ist angezündet. Eine Flamme ist sichtbar.

Alice ist das das Folgende wichtig: Dieses Bild ist eine Studie über Licht, besonders über Licht, welches durch Feuer entsteht. Der Kontrast zwischen der pechschwarzen Dunkelheit und dem glühenden, flammenden leuchtenden Teil der Hand, die ihn hält, repräsentiert den Beginn von etwas, welches von einem beliebigen Wesen manipuliert wird.

Die Malerin wurde inspiriert von dem berühmten Satz aus der Bibel: „dixitque deus fiat lux et lux facta est“

Eine Hand hält ein brennendes Streichholz in die Luft vor nahezu schwarzem Hintergrund.
Eine Person sitzt auf einer Parkbank und blickt begeistert auf ihren Hund, der vor ihr auf dem Boden sitzt.

Winterwalk

Helene Goldammer, 14

Wann geht`s denn weiter

mein Begleiter?

Schnee und Grade unter Null sind meine Welt,

wie es mein Gemüt erhellt.

Könnt`mit Freunden rennen, bellen, flitzen –

statt im warmen Zimmer einsam rum zu sitzen.

 

Gleich geht`s weiter

mein Begleiter!

Schnee und Grade unter Null sind deine Welt,

hab mir drin die Heizung angestellt.

Könnt mit Freunden spielen, chillen, Filme streamen

und mich in das warme Zimmer beamen.

 

Nach der Pause geht es weiter

freut sich Hund und bellt ganz heiter –

trotzt der Kälte sein Begleiter.

Hund und Herrchen –

Wintermärchen.

Bürsten-Bot der Putzroboter

Marc Horstmann, 9

KLICK


Eine Bürste bringt Bewegung


Wenn die Dinge die wir tun, einfach nicht mehr ruhn,

Wenn dann die lachenden Bürstenborsten putzen

und das Staubkorn mit Musik verschmutzen:

Dann ist Geist, Technik und Handwerk zusammengebracht

und daraus wurde ein Kunstwerk gemacht.

BOT, der Putzroboter wird nun im Museum herumflitzen

und den Alten Meistern die Show stibitzen.


KLICKKLICK

Eine Bürste, die mit Utensilien, wie einer Wäschklammer, zwei Bierdeckel und einer verkabelten Batterie, zu einem Putzroboter wird.